Wichtige Information vorab: Bei den hier als Zugschlusslaterne bezeichneten Laternen Bundesbahn/Reichsbahn/DRG und Unger handelt es sich um Oberwagenlaternen (Kurzform OWALA). Diese Laternen wurden zwar auch am Zugschluss angebracht, und erfüllten natürlich auch diesen Zweck, wurden jedoch "oben am Wagen" angebracht, und nicht wie die Zugschlusslaternen "unten" am Puffer oder Zughaken. Der alte Begriff Zugschlusslaterne wurde jedoch beibehalten, weshalb man bis heute diese Laternen allgemein als Schlusslaternen oder eben Zugschlusslaternen kennt.
Die bekannteste Laterne der Deutschen Bahngeschichte ist ohne Frage die Oberwagenlaterne. Jeder erkennt Sie sofort an dem rot-weißen Tagzeichen und dem ansonsten schlicht gehaltenen schwarzen Lack.
Auch wenn sich ihre Bauart im Laufe der Jahrzente ein wenig verändert hat, so ist der Aufbau doch immer gleich geblieben.
Hier möchten wir zunächst einige Informationen zur Zugschlusslaterne der Deutschen Bundesbahn geben.
Informationen zur Zugschlusslaterne der Deutschen Reichsbahn finden Sie weiter unten.
Oberwagenlaterne (DB) / Zugschlusslaterne (DB)
Hergestellt Mitte der 50er Jahre von mehreren, kleinen Blechwarenfabriken, fertigten danach die Osnabrücker Metallwerke J. Kampschulte & Co. (OSMEKA) diese Laterne für die Deutsche Bundesbahn. Gefertigt aus 1mm dickem Stahlblech, konnte diese schnell und günstig produziert werden. Die zunächst noch sehr massiv ausgeführten vier Füße aus Walzstahl/zwei dicken Blechen wurden jedoch mit der Einführung der letzten Ausführung zu Beginn der 80er Jahre aus dünnem Stahlblech gefertigt. Ebenso verzichtete man von da an auf eine Grundierung, weshalb viele der jüngeren Exemplare in einem oftmals schlechteren Zustand sind als ältere Laternen.
Bis zuletzt verfügte Sie über einen Petroleumeinsatz, welcher für das notwendige Licht sorgte. Über einen roten Lichtauslass auf der Vorderseite signalisierte man das Ende des Zuges bei Nacht. Gegenüber befindet sich ein weißer Lichtauslass, sodass man diese als Positionslaterne an der Seite des Wagens befestigen konnte. So signaliserte die Zugschlusslaterne nach hinten den Zugschluss, nach vorne dem Lokführer, dass der letzte Wagen auch noch da war...
Zur eigentlichen Technik der Zugschlusslaterne zählt vor allem der bereits erwähnte Petroleumeinsatz. Sie ist mit einem etwa 400ml Petroleum fassenden Tank aus 1mm Weißblech (verzinntes Stahlblech) ausgestattet. Ein 8-liniger Kosmosbrenner sorgt für die nötige Helligkeit. Bei einem Verbrauch von etwa 38ml/Std. eines 8-linigen Brenners kann eine etwa 10 Stündige Brenndauer erreicht werden. Ein 170mm langer Glaszylinder sorgte für den richtigen Zug des Brenners und hielt so auch die Verschmutzung der Laterne im Inneren in Grenzen. Dieser ist zylindrisch ausgeführt, dadurch erhoffte man sich eine bessere Lichtspiegelung und eine Zunahme der Helligkeit. Jedoch musste man so Einbußen beim Zug des Brenners inkauf nehmen.
Der Kamin ist doppelwandig ausgeführt, und die Verbrennungsgase werden durch den Deckel umgelenkt und durch die Löcher in der Mitte des Kamins nach außen geleitet. Auch der Kamindeckel erhielt kleine Löcher, und wurde ebenfalls doppelwandig ausgeführt. Die Löcher sollten dafür sorgen, dass der Deckel an der Oberfläche nicht allzuheiß wurde, und man sich nicht beim Tragen oder Aufstecken der Laternen verbrannte. Dies funktionierte allerdings nur mittelprächtig, da sich der Deckel aus dünnem Stahlblech relativ schnell und somit durch die 400°C heißen Gase auch stark erwärmte.
Das Licht wurde durch emaillierte Stahlreflektoren verstärkt und die Glasscheiben wurden relativ schnell durch das günstigere und unzerbrechliche Acrylglas ersetzt.
Ein Blick in eine durch das EAW restaurierte Zugschlusslaterne im EAW. Abweichend zum Normalfall mit originalem
Kosmosglaszylinder.
Oberwagenlaterne DR/ Zugschlusslaterne DR
Hier links im Bild: Die letzte und häufigste Ausführung der DR-Zugschlusslaterne.
Die Zugschlusslaterne der Deutschen Reichsbahn in der DDR hatte einen ähnlichen Aufbau wie die der Deutschen Bundesbahn.
Als Hersteller ist hier nur das Schiffslaternenwerk Ückermünde zu nennen. Als einziger Betrieb, was sich leicht an den aufgebrachten Aluminiumschildern erkennen lässt, fertigte dieser Hersteller alle Laternen für den Bahnbetrieb.
Auch Sie wurde aus dünnem Stahlblech gefertigt. Es gab zwei verschiedene Bauarten in der DDR:
Die ältere Variante, in den 60er Jahren gebaut, war etwas größer als die später gebauten Exemplare. Sie hatte außerdem vier Standfüße, die jüngere Variante nur noch drei (Bild). Sie ist etwas kleiner als die Laterne der DB.
Auch hier ist als Herzstück der Petroleumeinsatz zu nennen. Hier wird der Brenner ebenfalls mit einem ca. 400ml Tank mit ausreichend Brennstoff versorgt. Der Tank ist jedoch deutlich massiver ausgeführt als bei der DB. Während bei der DB der Tank aus Weißblech gefertigt wurde, um ihn vor Rost zu schützen, wurde dieser bei der DR sogar vollverzinkt und durch umbördeln der Kanten, wurde der Tank zusätzlich verstärkt.
Als Brenner dient ebenfalls ein 8-liniger Kosmosbrenner, welcher sich jedoch optisch leicht von dem bei der DB verwendeten Brennern unterscheidet, wodurch sich DR-Brenner leicht erkennnen lassen.
Ein etwa 150mm langer Glaszylinder sorgte für den richtigen Zug des Brenners und schützte ebenfalls gegen zu starke Verschmutzung des Innenraumes der Laterne. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass hier keine zylindrischen Glaszylinder verwendet wurden, sondern leicht eingeschnürte, was den Zug des Brenners weiter verbesserte.
Man verwendete als Reflektoren jedoch keine emallierten Stahlblechreflektoren wie bei der DB, sondern in der Herstellung billigere Aluminiumreflektoren. Diese weisen aufgrund der weichen Eigenschaften des Aluminiums jedoch häufig Beulen und Dellen auf.
Ein ebenfalls doppelwandig ausgeführter Kamin sorgte für die gleichen Eigenschaften wie bei der DB-Laterne. Der doppelwandige Kamindeckel hatte lediglich ein Loch, was sich nicht positiv auf den Schutz gegen Verbrennungen auswirkte...
Interessant ist auch der Mix der verwendeten Glasscheiben. Wie bei sämtlichen Laternen waren auch hier zunächst alle Scheiben aus Echtglas gefertigt. Später ersetzte man die rote Glasscheibe durch rotes Acrylglas, welches günstiger war und nicht so schnell zerbrach. Dem Echtglas bei der klaren Scheibe blieb man treu. Diese wurden mit Fensterkitt eingesetzt und wie bei allen Laternen durch kleine Blechnippel zusätzlich gesichert. Dieser Fensterkitt lies jedoch keinen Spielraum für die Ausdehnung bzw. das Zusammenziehen des Materials. Sprünge in den Scheiben waren so vorprogrammiert.
In Sachen Funktionalität entspricht die DR-Laterne der DB-Laterne. Eine solide Laterne, welche jedoch nicht so häufig zu finden ist wie die Variante der DB.
Die DRG Oberwagenlaterne (Zugschlusslaterne)
Bei der hier links im Bild zu sehenden Laterne handelt es sich um die Ausführung, welche es bei der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft bis in das frühe Bundesbahnalter hinein gab.
Für den Betrieb dieser Laternen brauchte es nicht die U-förmigen Halterungen, wie man Sie später für die Befestigung der Oberwagenlaternen benutzte, nein, hier
musste es die Vierkantdorn-Aufnahme sein.
Der eigentliche Brennereinsatz dieser Laterne ist kompatibel mit den späteren Bundesbahnlaternen und umgekehrt. Auch die verbaute Technik ist die selbe Ausführung, wie man Sie später auch
verwandte.
Hier besonders auffallend sind die vier Füße der Laterne, welche jeweils in den Ecke angebracht wurden. Diese sind aus Blech konisch zusammengebogen, und haben die Form eines Wassertropfens. Mittels eines kleinen Bleches sind die Füße auf der Unterseite verschlossen. Es können Nieten oder ähnliches angebracht worden sein, auf welchen die Laterne dann stand.
Bei den Laternen kann der Hersteller in der Tür eingeprägt sein, es gibt jedoch auch Exemplare ohne Hersteller. Ob dies einen Hinweis auf das Baujahr geben könnte, ist nicht bekannt.
Zugschlusslaterne mit Kettenbefestigung für Hülsenpuffer
Mit dieser Laterne stellen wir die erste "echte" Zugschlusslaterne in diesem Thema vor.
Viele Neuigkeiten unter Bezug auf die Technik dieser Laterne gibt es nicht zu erwähnen, wohl aber zur Befestigung. Die Technik ist nämlich die selbe, wie man Sie auch von den Bundesbahn und DRG OWALA's kennt. Auch hier sind der komplette Brennereinsatz, Gläser und Reflektoren kompatibel.
Das rote Glas (hier Echtglas) in der Türe wurde durch drei gebogene Drahtstreben zusätzlich vor Bruch geschützt. Auf der Rückseite wurde (insofern die Laterne dort eine Lichtaustrittsöffnung hatte) auch klares Echtglas eingesetzt.
Diese Laterne wurde mittels der in der Länge verstellbaren Kette am Hülsenpuffer des Wagen befestigt, man baute diese Laternen bis in die 40er Jahre hinein.
Somit hing die Laterne mehr oder weniger dicht über dem Schotter, was natürlich ein erkennen des weißen Lichtscheins von der Lok oder Bahnpersonal nicht oder sehr schwer möglich machte. Somit wäre die geöffnete Rückseite der Laterne eigentlich gar nicht von Nöten gewesen. Warum diese dann teilweise doch geöffnet war, ist nicht näher bekannt.
Als Füße nutzte man hier nur 4 kleine gebogene Blechstreifen. Der Türverschluss wurde mittels einem kleinem Federblech verschlossen. So lässt sich die Laterne mit dem Daumen öffnen, in dem der Blechstreifen von der Laterne weg gedrückt wird.
Diese Laterne ist nicht sehr bekannt, und dementsprechend selten vorzufinden.
Oberwagenlaterne/ Zugschlusslaterne "Unger"
An dieser Stelle möchten wir kurz auf den Hersteller "Unger" eingehen.
Die Metallwarenfabrik Unger fertigte noch während der Einsatzzeiten von Laternen bei den deutschen Eisenbahnen Nachbauten einiger Laternen an.
Für Sammler ist dies also eine wichtige Information. Sollten Sie also eine Sammlung aufbauen wollen, welche nur Originale enthält, sollten Sie von den Laternen mit
der Prägeschrift Unger Abstand nehmen. Für alle anderen bietet sich so jedoch die Gelegenheit "ein altes Schätzchen" zu erstehen.
Die hier gezeigte Laterne konnten wir von einem Sammler erwerben. Auch die Sammlung des EAW beschränkt sich natürlich auf Originale, jedoch haben wir diese erworben, um auf dieser Website ein Beispielobjekt zeigen zu können.
Aktuelles:
Nachbau einer kleinen preußischen Loklaterne mit (Vorsteck-) Scheibenkasten des Entwicklungsjahres 1912 nach Originalzeichnung
Bei Sonderanfertigungen oder Nachfrage nach nicht im Shop gelisteten Laternen oder Ersatzteilen kontaktieren Sie uns bitte über das Kontakformular dieser Homepage oder nutzen die unten angegebene E-Mail-Adresse. Wir setzen uns umgehend mit Ihnen in Verbindung!
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