Wärtersignallaternen/Stocklaternen

Je nach Alter der Laterne spricht man von Wärtersignal- oder Stocklaternen. Teilweise wird auch von Schutzhaltlaterne (Sh-Laterne bzw. Sh2-Laterne) gesprochen. Diese Begriffe bezeichnen im allgemeinen die verschiedenen Bauformen von Laternen, welche dazu dienten, Halt- oder Langsamfahrt als entsprechendes Signal anzuzeigen.

 Wärtersignallaterne (DB/DRG)

 

Links im Bild: Wärtersignallaterne aus der Sammlung des EAW. Erstklassiger Zustand, hergestellt 1948.

 

 

 

 

 

 

Eine Laterne mit vielseitigen Namen: Die Wärtersignallaterne. Neben dieser Bezeichnung gibt es noch die Bezeichnung Stock(-scheiben)laterne, Langsamfahrlaterne und Schutzhaltlaterne sowie in Eisenbahnerkreisen Sh2-Laterne.

 

Diese Laterne hatte ebenso viele Verwendungsmöglichkeiten. Sie wurde zum einen von den Wärtern an den Wärtersignalen angebracht und somit wurden die Tagzeichen zu Nachtzeichen. Dazu zählt zum Beispiel das Schutzhaltsignal, im Eisenbahnfachjargon das Sh2.

In der roten, rechteckigen Metallscheibe mit weißem Rand befand sich ein kreisrunder Aussschnitt,, dahinter an dem Pfahl, an welchem es befestigt war, eine Halterung zum einhängen. Mit diesen Pfahl wurde es in den Boden eingeschlagen. Dadurch wurden Gleise abgesichert, welche nicht befahren werden sollten.(Baugleise, unbefahrbar gewordene Gleisabschnitte) Hierzu wurde vor die Laterne die rote Vorsteckscheibe in die Halterungen gesteckt. Es existierten verschiedene Bauformen der Tafeln, auch Tafeln, bei denen die Laterne nicht hinter, sondern über der Scheibe aufgesteckt werden konnte.

 

Ebenso kam die Laterne an den Langsamfahrsignal-Voranzeigern zum Einsatz. Die Laterne verfügte dazu über eine orangene bzw. gelbe Vorsteckscheibe, welche dann vorne in die Halterungen gesteckt wurde.

 

Auch an den Anfangstafeln der Baustellen fanden diese Laternen, mit der gelben Vorsteckscheibe ausgerüstet, Verwendung.

 

Die weiße Milchglasscheibe wurde vorgesteckt, wenn das Signal Sh2 ("Halt") durch z.B. einen Halt am Bahnsteig noch einmal wiederholt werden musste.

 

Vor und während dem 2. Weltkrieg existierten auch noch Lochblenden für diese Laternen.

Dadurch wurden die Laternen für Luftangriffe nur sehr schwer sichtbar.

 

Nun noch etwas zur Technik:

 

Die Laterne ist meist in schlichtem, schwarzen Lack gehalten, als jedoch die letzten Exemplare dieser Laterne hergestellt wurden (Ende der 70er Jahre) wurde diese rundum vollverzinkt.

Sie besitzt links und rechts am runden Lampenkorpus zwei schmale Schlitze, welche als Halterungen zum Aufstecken dienen.

 

Das kostbarste neben dem speziellen 8-linigen Kosmosbrenner zum Einstecken ist der Spiegelglasreflektor. Diese sind heute extrem schwer zu bekommen und erzielen somit Höchstpreise.

Oft fehlen diese oder sind gesprungen, weshalb diese bei Sammlern äußerst hoch gefragt sind. Dieser ruht in einem stählernen Aufnahmekorb, in welchem er mittels Draht eingespannt ist. Der Korb wird von der Rückseite der Laterne aus verschraubt und sichert so den Reflektor. Die Tür war mittels Klarglas verglast. Bei emaillierten Reflektoren hatten die Reflektoren teils auch einen angeschweißten Bügel, welcher zwei Löcher mit Gewinde für die Befestigung hatte.

 

Der Tank hat ebenso wie die Zugschlusslaterne ein Fassungsvermögen von rund 400ml, also ausreichend für etwa 10 Stunden Brenndauer.

 

Je nach Herstellungsjahr waren diese mit unterschiedlichen Vorsteckscheiben ausgestattet. Ganz zu Beginn hatten diese in der Halterung auf der Rückseite der Laterne Platz für 3 Vorsteckscheiben, jeweils eine in rot,gelb und grün. danach wandelte sich dies zu rot, gelb, weiße Lochblende, ganz zum Scluss wurden nur noch je eine gelbe und rote Vorsteckscheibe ausgeliefert. Diesen waren auch zunächst aus Echtglas gefertigt, mit einer kupfernen, oder stählernen Einfassung und einem Schlüsselring als Henkel. Mit dem Vordringen des Acrylglases auf den Markt wurde lediglich rund ausgeschnittene Scheiben diesen Materials verwendet.

 

Auf der Rückseite haben die Laterne mitunter einen kleinen, etwa 20mm im Durchmesser großen, runden Lichtaustritt, durch welchen sich auch von hinten erkennen lies, ob die Laterne brannte. Diesen konnte man mit einem kleinen Blechschieber öffnen oder schließen.

 

Auch diese Laternen wurden von diversen kleinen Blechwarenfabriken gefertigt, die am weitesten verbreiteten bei der DRG und DB waren die Blechwarenfabriken M. Westermann aus Neheim-Hüsten im Sauerland, sowie auch hier die Osnabrücker Metallwerke J. Kampschulte & Co. KG (OSMEKA).

Bei der DR waren dies die VEB Leipziger Werke und das VEB (B) Schiffslaternenwerk Ückermünde.

 

Durch die Produktion verschiedener Blechwarenfabriken können der Tank sowie der Kamin leicht unterschiedliche Bauformen aufweisen.

 

Den Hersteller sowie das Produktionsjahr verrät sehr oft ein Blick auf die Rückseite der Laternen oder auf die vordere Tür.

 

Diese Laternen kosteten in ihrer letzten, verzinkten Ausführung ab Werk 450 DM netto!

 

Abgelöst wurden diese Laternen ab den 70er Jahren durch die Propangas-Wärtersignallternen, welche sie oben unter Propansignallaternen finden. Jedoch existierten auch schon Ende der 30er Jahre Gas-Wärtersignallaternen, allerdings spielten diese mit Ölgas betriebenen Laternen damals noch ein Schattendasein.

Feuerverzinkte Wärterlaterne aus den 70er Jahren. Neuwertiger Zustand, im Aufbewahrungsfach mit historisch korrekter roter Vorsteckscheibe aus Kunststoff.


Badische Stocklaterne

Diese Laternenbauform wurde für die badische Länderbahn entwickelt und wurde teils noch bis ins DRG-Zeitalter produziert und verwendet.

 

Die Laterne verfügt über zwei Reflektoren aus Neusilber, ein seitliches Fach für Vorsteckscheiben, einen 8-linigen Kosmossteckbrenner und zumeist eine Kaminhutze aus Kupferblech. Der Brenner konnte wie bei anderen Bauformen ebenfalls von außen reguliert werden, verfügte aber über ein kombiniertes Vierkantstellrad, welches es auch erlaubte, leichtgängig direkt am Brenner die Flammenhöhe zu regulieren. Das Gehäuse wurde aus Weißblech oder verbleitem Blech gefertigt.

 

Die Laternen wurden teils außen schwarz und innen weiß, teilweise komplett schwarz lackiert.

 

Neben den Herstellerprägungen, welche als Schild oder direkt im Blech eingeprägt vorhanden sein können, gab es auch weitere Kennzeichnungen zu den entsprechenden Direktionen.

Bei einigen Laternen ist die Prägung RBDK zu erkennen, Abkürzung für Reichsbahndirektion Karlsruhe.

Als Hersteller sind beispielweise J.C. Giessing, M. Westermann, VES (Vereinigte Eisenbahnsignal-Werke) Bruchsal sowie C. Beuttenmüller zu nennen.

 

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Preußische Stocklaterne

Preußische Stocklaterne für Haltscheiben in Gepäckwagen. Hersteller Bernhard Fleck, Hannover.

Hergestellt mit Fabriknummer 663 im Dezember 1913.

Diese Laternenbauform wurde für die preußische Länderbahn entwickelt und wurde ebenfalls teils noch bis ins DRG-Zeitalter produziert und verwendet.

 

Die Laterne verfügt über zwei Reflektoren aus emailliertem Stahlblech, es gab aber auch Messing- und Neusilberreflektoren. Diese Laternen gab es mit einer seitlichen Tasche für Vorsteckscheiben, aber wie auf dem Foto ersichtlich ist, auch ohne. Die Laterne verfügt deshalb auch nicht über Halterungen für die Vorsteckscheibe an den Türen. Für gute Helligkeit sorgte ein 8-liniger Kosmosbrenner, der Brenner konnte wie bei anderen Bauformen ebenfalls von außen reguliert werden. Das Gehäuse wurde aus Weißblech oder verbleitem Blech gefertigt. Bei älteren Bauformen fanden oft viele Messingteile Verwendung, wie z.B. die Scharniere, die Außensteuerung sowie die Fabrikschilder.

 

Interessant ist hier die Halterung des Petroleumtanks: Dieser wird von unten eingeschoben und mittels eines Klammer-Mechanismus gehalten. Der Tank verfügte ebenso über eine Verdrehsischerung mittels eines V-förmigen Bleches, welches am Tank aufgelötet wurde. In der Laterne gab es dafür eine ebenso konisch zulaufende Aussparung.

 

Diese Laterne gab es in verschiedenen Ausführungen:

 

- "Für Haltscheiben in Gepäckwagen ist die Form a mit einer roten und einer Fensterglasscheibe zu verwenden."

- "Die Laterne hat eine gewöhnliche Fensterglasscheibe und eine grüne Scheibe. Ausserdem befinden sich in der seitlichen angebrachten Drahttasche eine rote Vorsteckscheibe und eine Blechscheibe. Erstere kann nur vor die Fensterglasscheibe gesetzt werden."

- "Bei späterer Änderung der Signale 5 in solche mit Doppellicht ist die Fensterglasscheibe durch eine gelbe Scheibe zu ersetzen."

Quelle: Dienstvorschrift des Königlichen Eisenbahn-Zentralamts  vom 29. April 1909

 

Es gab auch noch weitere Ausführungen, in welchen Milch- und gelbes Glas zum Einsatz kam, ebenso rückseitig verschlossene Laternen mit und ohne zusätzliches Kontrollfenster.

 

Die Laternen wurden außen wie innen schwarz lackiert.

 

Neben den Herstellerprägungen, welche als Schild, am Stellrad der Außensteuerung oder direkt im Blech eingeprägt vorhanden sein können, gab es auch weitere Kennzeichnungen zum Baujahr der Laternen als aufgelötete Schilder. Bei der Laterne vom Foto bezeichnet die Zahl "663" die fortlaufende Herstellungsnummer, die Zahl "12" den Monat Dezember und die Zahl "13" das Produktionsjahr 1913.

Als Hersteller sind beispielweise M. Westermann (Neheim-Hüsten), Bernhard Fleck (Hannover), Osnabrücker Metallwerke J. Kampschulte, Hugo Zweigle (Esslingen) sowie F.F.A. Schulze (Berlin) zu nennen.

 

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Preußische Stocklaterne (eckige Bauform)

Auch dieser eher unbekannte Laternentyp wurde in Zeiten der preußischen Länderbahn entwickelt und bis in das Zeitalter der DRG verwendet.

 

Ausgerüstet mit einem 8'''-Kosmosbrenner und relativ kleinem Tank konnte diese Laterne mittels der im rückseitigen Scheibenkasten aufbewahrten Vorsteckscheiben je nach Erfordernis grün, gelb oder rot abgeblendet werden.

 

Dieser Typ wurde nach Recherchen hauptsächlich an Scheiben aus Weidengeflecht benutzt, ebenso als Prellbocklaterne.

 

Als Hersteller wären hier z.B. die Metallwerke Knodt AG aus Frankfurt a/M. zu nennen, ebenso FFA Schulze aus Berlin.

 

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Preußische Stocklaterne (mit Konus und Drahtfuß)

Eine weitere Bauform einer preußischen Stocklaterne.

 

Dieser Typ kommt selten vor und ist bei Sammlern entsprechend begehrt.

Auch diese Stocklaterne verfügt über einen 8'''-Brenner und einen viereckigen, einseitig abgeflachten Tank. Durch die Abflachung ließ sich der Tank leichter in die Laterne einsetzen. Die Laterne verfügt auf der Unterseite über einen Konus zum aufstecken am Signal sowie seitlich zwei Kästen für Vorsteckscheiben. Handwerklich interessant ist zudem der Bügel, welcher aus einem Rundeisen ausgeschmiedet ist und zur Befestigung am Gehäuse gespalten wurde.

 

Das obige Foto zeigt den späteren Zustand, hier hatte man bereits eine klares Glas durch ein orangenes ausgetauscht. Die klare Seite ließ sich dennoch mittels Vorsteckscheibe abblenden, welche bei unserem Modell leider fehlt. Ebenso fehlt ein Reflektor, welcher jedoch noch durch eine Nachfertigung ergänzt wird. Der Tank musste leider ebenfalls, da fehlend, auf Grundlage eines Musters neu gefertigt werden.

 

Die Laterne zeigt sich noch in gutem Zustand mit Originallack ab Werk.

 

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Stocklaterne der ÖBB

Diese Stock- oder Wärtersignallaterne der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) ähnelt in Ihrer Bauform sehr stark der auch in Deutschland verwendeten Laterne.

Die Abmessungen sind fast identisch, so weicht die Laterne lediglich in Tank und Kamin von der deutschen Variante ab.

 

Der Tank läuft bei dieser Laterne deutlich spitze zu, auch befindet sich der Einfüllstutzen für das Petroleum auf der Rückseite der Laternen, und nicht auf der linken Seite.

Auch kommt hier kein Kosmosbrenner zum Einsatz, sondern ein Wiener-Flach(-docht-)brenner.

Bei der auf dem Foto gezeigten Laterne ist dieser noch aus verzinntem Stahlblech gefertigt, es wird sich also um einen Brenner aus Zeiten des zweiten Weltkriegs handeln. Um wertvolles Messing einzusparen, bediente man sich hierbei der Variante aus verzinntem Stahlblech.

Auch waren diese Laternen mit dem für diesen Brenner üblichen Wiener Glaszylinder ausgestattet, welche eine leicht bauchige Form aufweist.

Der emaillierte Reflektor wurde nur mittels einer Schraube im Gehäuse befestigt.

 

Ein selten vorkommender Laternentyp, welcher so ähnlich aussieht, aber dennoch vielfach unterschiedlich ist.